Frisch und modern, märchenhaft und tierisch: die Saison der Musikfreunde

Livedemonstrationen vom Künstlerischen Leiter Hubertus Steiner machten die Programmvorstellung der Musikfreunde anschaulich. Fotos: Anke Barbara Schwarze

Werne. Lachend und winkend grüßen vier junge Menschen durch die Kamera – eine kurze Videosequenz, mit der sich das Lysios-Quartett vorstellt. Mit Clips und Musikeinspielungen weckte Hubertus Steiner, der künstlerische Leiter der Musikfreunde Werne, die Neugier auf die anstehende Saison. Zwischendurch griff er selbst zum Schlägel und schlug im Foyer der Marga-Spiegel-Sekundarschule einleitende Takte auf der Marimba an.

Was im vergangenen Jahr noch neu war, fand am Donnerstagabend (24. August) seine Wiederholung: Das neue Programm im öffentlichen Rahmen kurzweilig vorzustellen, inklusive der Gelegenheit zu Gesprächen bei einem kleinen Imbiss. „Die vergangene Saison stand für mich unter dem Motto ,Die Stühle reichen nie‘“, sagte Steiner. Was in der Saison 2023/2024 auf dem Plan steht, hat das Potenzial, erneut für großes Publikumsinteresse zu sorgen: klassische Musik, die jung, frisch und modern präsentiert wird, gern auch in einem ungewöhnlichen Format.

Das beginnt am 21. September mit dem jungen Streichquartett „Lysios“. Sie führen unter anderem das Streichquartett „Jagd“ von Mozart und das „Jagdquartett“ von Jörg Widmann auf. Als Appetithäppchen ließ Steiner beide Stücke kurz einspielen: erst den eleganten Melodiefluss von Mozart, dann Widmanns wilde Jagd über die Violinsaiten. „Sich erst Mozart hinzugeben und dann mit Widmann auseinanderzusetzen, wird spannend“, versprach Steiner.

Am 19. Oktober steht endlich der verschobene Konzertabend „After you, Mr. Goodman“ auf dem Programm. Das Duo Hubert Salmhofer (Klarinette) und Elisabeth Väth-Schadler (Klavier) bringt eine Reise von der Klassik zum Jazz zum Klingen. Der US-amerikanische Klarinettist Benny Goodman markiert eine Schnittstelle zwischen beidem: Sein legendäres Konzert in der Carnegie Hall 1938, besetzt mit Spitzenmusikern der Szene wie Count Basie, Gene Krupa und Harry James, machte den Jazz salonfähig. Auf der anderen Seite beherrschte Goodman auch das klassische Repertoire, wie seine Einspielung von Mozarts Klarinettenkonzert beweist.

Der dritte Konzertabend der Saison findet terminlich außer der Reihe statt: Weil die junge Cellistin Carmen Dreßler am dritten Donnerstag im November verhindert war, tritt sie mit dem Pianisten James Maddox am 9. November in Werne auf. Höhepunkt dieses Abends wird das Cellokonzert von Brahms, „einem Bravourstück für dieses Instrument“, so Steiner. Er stellte „einen hochemotionalen Abend mit einem charmanten Duo“ in Aussicht.

Im November wird es außerdem noch ein Sonderkonzert geben: In Kooperation mit dem Capitol-Cinema-Center zeigt die Gesellschaft der Musikfreunde am 26. November ab 11 Uhr den Stummfilmklassiker „Die Frau, nach der man sich sehnt“, mit Marlene Dietrich und Fritz Kortner in den Hauptrollen. Der Clou: Das Duo Sabrina Hausmann und Mark Pogolski spielt dazu live die passende Musik – ganz wie es zur Zeit der Stummfilmära üblich war.

Mit einem Imbiss und Gesprächen klang der Abend aus_74

Das nächste Konzert am 18. Januar 2024 verbindet ebenfalls zwei Gattungen, in diesem Fall Musik und Schauspiel. Das Damentrio Schuck und der Schauspieler Gerald Friese inszenieren Stravinskys „Geschichte vom Soldaten“ sprachlich und instrumental. In das Märchen vom Soldaten, der dem Teufel seine Seele verkauft, ließ der russische Komponist musikalische Alltagserfahrungen einfließen, wie Walzer, Tango, Märsche.

Mit dem Percussion-Quintett „BEAThoven“ loten die Musikfreunde am 15. Februar 2024 erneut die Grenzen klassischer Musik aus, die viel weiter gesteckt sind, als man meinen möchte. Das Ensemble arrangiert Beethovens Kompositionen für Schlaginstrumente wie Marimba und Drumset. Als Steiner einen Videoclip der Mondscheinsonate abspielt, geht die Post ab. Schlägel wirbeln über hölzerne Klangplatten, vom Schlagzeug immer weiter vorangetrieben. Das Publikum reagiert allein schon auf diese Filmsequenz mit kräftigem Szenenapplaus.

Das Philimaro-Quartett, das am 21. März 2024 in Werne gastieren wird, hörte Steiner unter ungewöhnlichen Umständen, nämlich nur vertreten durch den Klarinettisten Philipp Epstein: „Die drei anderen hatten Corona, aber der junge Mann wollte das Publikum nicht versetzen und hat uns allein schon so berührt, dass wir uns vornahmen, sein Quartett einzuladen.“ Mit diesem Auftritt endet die Reihe der Konzertabende, nicht aber die Saison der Musikfreunde. Am 14. April 2024 findet das Tradition gewordene Familienkonzert statt – mit Mäh, Muh, Wuff und Gack Gack. Die Gruppe „mini.musik – Große Musik für kleine Menschen“ lädt ein zu einem Besuch auf einem musikalischen Bauernhof, samt tierischen Verfolgungsjagden übers Klavier und einem Fagott-Traktor.

Alle Konzerte finden im Foyer der Marga-Spiegel-Schule statt. Die Konzertabende beginnen um 20 Uhr, das Stummfilm-Sonderkonzert und das Familienkonzert um 11 Uhr. Weitere Informationen zum Programm gibt es hier.

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