Konzert-Kritik
Poesie voller Spannung und Nähe beim Konzert der Musikfreunde

Werne. Zu Beginn des Konzertabends der Musikfreunde kochten die Emotionen im Foyer der Marga-Spiegel-Schule hoch. Cello und Klavier setzten sich heftig auseinander. Doch dann glätteten sich die Wogen. Dieses Wechselspiel von Spannung und Nähe kennzeichnete nicht nur Leoš Janáčeks Musikmärchen „Pohádka für Violoncello und Klavier“. Auch die weiteren Werke von Brahms, Boulanger und Franck lebten von der durchhörbaren Dialogstruktur des Cellisten Frederick Pietschmann und der Pianistin Hyun-Jung Kim-Schweiker.
Dabei konnten die einzelnen Stücke unterschiedlicher kaum sein, wie Pietschmann dem Publikum im ausverkauften Foyer zwischendurch erklärte. Während Janáčeks Erzählfluss immer neue Wendungen finde, kennzeichneten „unendlich lange Melodien und Phrasen“ den Beginn der Sonate e-Moll op. 38 von Johannes Brahms. Die moderne Sprache von Nadia Boulanger kontrastiere wiederum mit den spätromantischen Klangfarben in der Sonate A-Dur für Klavier und Violoncello von César Franck.
Zunächst aber das „Pohádka“ („Märchen“) von Leoš Janáček (1854–1928). Der tschechische Komponist schildert darin die Beziehung zwischen dem Zarensohn Iwan (Cello) und der Prinzessin Marja (Piano). Er tut das in leuchtenden Farben, die Pietschmann und Kim-Schweiker fein abgestimmt auftrugen. Das Cello sang in samtigen Tönen, das Piano setzte Akzente mit blitzendem Staccato. Dann wieder umgarnte das Tasteninstrument in liebevoller Manier, während sich das Pizzicato des Cellos etwas spröde gab. Bisweilen ließen die beiden Musiker ihre Rollen gegeneinander spielen, bis sie sich in tänzerischer Anmutung wieder vereinten.
Die Sonate für Klavier und Violoncello e-Moll op. 38 von Johannes Brahms (1833–1897) forderte ein Gespür für Stimmungswechsel und technische Klarheit. Damit überzeugte das Künstlerduo. Die pastoral gefärbten Melodiebögen des Cellos konturierte das Klavier mit pointierten Akzenten. Gemeinsam bauten die Musiker Spannungsbögen auf, forcierten das Tempo und fanden wieder zur Ruhe zurück. Pietschmann ließ die sanglichen Passagen aufblühen, die Pianistin schillerte zwischen markanten Anschlägen und einem wie hingestreichelten Legato. Der melancholische Grundton des Werks wurde lebendig. Dieser schimmerte auch durch das Menuett, das nur im ersten Moment leichtfüßig wirkte. Nach und nach entfaltete sich eine romantische Idylle, getragen von perlenden Klavierläufen und einem nach innen lauschenden Cellospiel. Das Fugenfinale gipfelte in einer wilden Jagd – für Pietschmann und Kim-Schweiker die Gelegenheit, ihre Virtuosität im temporeichen Spiel zu demonstrieren.

Die „Trois Pièces pour violoncello et piano“ von Nadia Boulanger (1887–1979) öffneten eine neue Klangwelt. Das Cello schwebte über einem strömenden Melodiefluss des Klaviers, der allmählich anschwoll. Lyrische Momente schufen einen Kontrast zu der dramatischeren Brahms-Sonate. Doch die Ruhe blieb nicht ungestört: Die Stimmung kippte, und jener nervöse Rhythmus, der dem dritten Stück seinen Namen gibt, übernahm das Geschehen, vom Künstlerduo eindringlich geschildert.
Die farbreiche Sonate A-Dur für Klavier und Violoncello von César Franck (1822–1890) interpretierten Pietschmann und Kim-Schweiker mit der gebotenen gegenseitigen Achtsamkeit. Denn die Poesie des französischen Komponisten braucht eine betonte Individualisierung der Tempi. Die filigranen Momente lebten von Nuancen: hauchzarten Linien, einem langsamen Erblühen, eine innige Dynamik. Stellenweise brauste die Musik auf, als ginge es durch Stromschnellen; dann wiederum klang ein Seelenton durch den kammermusikalischen Abend.
von Anke Schwarze, erschienen bei WernePlus, am 21.11.2025
Vorankündigung
„Rund um das Duo“ klassisch: Cello und Klavier verzaubern diesmal

Werne. Ganz im Zeichen des diesjährigen Mottos der Musikfreunde „Rund um das Duo“ steht auch das nächste Konzert am kommenden Donnerstag, 20. November, ab 20 Uhr im Foyer der Marga-Spiegel-Schule.
Haben die Musikfreunde im Oktober das ungewöhnliche Duo „Mundharmonika und Klavier“ zur großen Begeisterung des Publikums eingeladen, so ist es diesmal das klassische Duo „Cello und Klavier“ im Dialog.
Die beiden jungen Künstler Frederick Pietschmann (Cello) und Hyun-Jung Kim-Schweiker (Klavier) haben sich ein sehr anspruchsvolles Programm vorgenommen. Mit der Cellosonate von Johannes Brahms und dem, eigentlich als Violinsonate komponierten, für Violoncello arrangierten Konzert von César Franck setzen sie Maßstäbe an ihr Können. Das Märchen vom Zarensohn und der Prinzessin von Leo Janacek bildet den hochromantischen Anfang des Abends. Es folgt Brahms melancholisches Cellokonzert, das er bei einem Kuraufenthalt in der Nähe von Clara Schumann komponiert hat.
Mit drei Stücken von Nadia Boulanger, einer berühmten Kompositionslehrerin des 20. Jahrhunderts, setzen die beiden nach der Pause den Abend fort. Ursprünglich als Violinsonate komponiert, war die Begeisterung der Zuhörer weltweit so groß, dass zahlreiche Cellisten die Sonate auch für das Cello arrangierten und das als großes Hörerlebnis.
Frederick Pietschmann hat ein abgeschlossenes Masterstudium in Elektrotechnik, doch er hat seine Liebe zur Musik zum Beruf gemacht. Er spielt das Cello technisch brillant und mit großer Leidenschaft. Seine Klavierpartnerin Hyun-Jung Kim-Schweiker, geboren in Südkorea, hat zahlreiche renommierte Preise erhalten und ist Lehrbeauftragte an der Musikhochschule in Köln. Sie beeindruckt durch Stilvielfalt und einfühlsames Wechselspiel zwischen Zurückhaltung und expressiver Dynamik.
Das Konzert findet am Donnerstag (20.11.2025) im Foyer der Marga-Spiegel-Schule statt. Parkplätze sind vor der Tür. Der Zugang ist barrierefrei. Die Karten kosten wie immer 25 Euro im Vorverkauf bei Bücher Beckmann oder an der Abendkasse.
Die Musikfreunde bieten wieder ein Geschenk-Abo mit drei Konzerten nach Wahl für 60 Euro an – auch erhältlich bei Bücher Beckmann oder an der Abendkasse am 20. November.
erschienen bei WernePlus, am 15.11.2025